Zum Inhalt springen
29.01.2024

Flo in Indien - ein Bericht

Flo mit Begleitung in den indischen Bergen.

Florian Schwab ist Mitglied unserer Pfarrei, hat 2023 Abitur gemacht und sich dann entschieden, für ein Jahr nach Indien zu gehen. Er arbeitet dort als Freiwilliger in der Hayden Hall, einer jesuitischen Organisation in Darjeelings Bergen. Das Magazin jesuitenweltweit hat mit ihm über seinen Einsatz gesprochen.

Eine Quelle der Inspiration

Hayden Hall ist eine jesuitische Organisation in den Bergen Darjeelings in Indien, die sich für die Stärkung der Armen, insbesondere der Frauen und Kinder, sowie für soziale Gerechtigkeit einsetzt. Unser Freiwilliger Florian und die Mitarbeiterin Schwester Chunku berichten.

Der kanadische Jesuit P. Edgar Peter Burns gründete 1969 Hayden Hall mit der Idee, den vulnerabelsten Menschen im Berggebiet zu helfen und sie in ihrem eigenen Tun zu stärken. Alles begann mit einem Gesundheitsprogramm für Mütter und Kinder, das nun in Darjeeling, Kalimpong und Jalpaiguri angeboten wird. Mittlerweile umfassen die Aktivitäten der Organisation vier Bereiche: Gesundheitsbildung, Qualifikationsentwicklung, Unternehmertum sowie Kinderschutz. Dreißig Personen arbeiten in der Institution als Lehrer, Sozialarbeiterinnen, Entwicklungshelfer und als Freiwillige.

Die Türe ist immer offen

Mitte August ist unser Jesuit Volunteer Florian in Darjeeling angekommen. Die Bergregion beschreibt er als kühl, aber angenehm. „Mittlerweile hat sich auch die höhenbedingte Kurzatmigkeit gelegt, und ich habe ziemlich schnell gelernt, die Fenster in der Küche zu schließen, weil einem sonst bald fünf Affen Gesellschaft leisten. An das scharfe Essen – sogar die Gurken sind hier scharf – hat sich mein Mund inzwischen gewöhnt, mein Verdauungstrakt noch nicht. Das Ankommen war eine ziemliche Reizüberflutung, die auch so schnell nicht aufhören wird. Hayden Hall liegt im Herzen Darjeelings. Jeden Tag passiert so viel hier. Die Türe ist für alle geöffnet und alle sind immer willkommen. Im Moment regnet es noch sehr viel, auch wenn gerade keine Regenzeit ist. Aber der Klimawandel bringt auch hier die Saisonen durcheinander. Ein Naturdamm ist übergelaufen und hat die Region überflutet, Straßen zerstört und Menschenleben gefordert. Die Straße nach Kalimpong, wo die anderen Freiwilligen sind, ist nicht befahrbar.“

Ort für neue Dinge

Schwester Chunku arbeitet seit einigen Jahren in Hayden Hall: „Es ist der Ort, an dem ich viele neue Dinge gelernt habe, an dem ich Sozialarbeiterin und Krankenschwester wurde.

In Hayden Hall verfolgen wir einen lebenszyklusbasierten Ansatz, bei dem Prävention und Frühintervention im Vordergrund stehen. Unser Schwerpunkt liegt auf vier entscheidenden Lebensphasen: Schwangerschaft, frühe Kindheit, Jugend und Alter. Die Angebote passen sich an die Bedürfnisse der Menschen an und reichen von der Förderung der Gesundheit und Ernährung der Frauen während und nach der Schwangerschaft bis hin zu einer erleichterten Entbindung und einer vollständigen Immunisierung der Kinder. Auch Themen wie Alkoholismus, häusliche Gewalt und Missbrauch finden Platz in diesem Programm und befähigen Frauen, in ihren Gemeinschaften die Führungsrolle zu übernehmen. Hayden Hall ist bekannt für seine Teamarbeit und die themenübergreifenden Programme.

Wir helfen den Menschen, die Fische zu fangen, anstatt sie ihnen zu geben.“

„Die meisten Menschen, die an den Programmen teilnehmen, sind Menschen aus der Umgebung, Migrantinnen und Migranten“, berichtet Schwester Chunku weiter. „Wir hatten eine Mutter namens Tharni Thami, die großen Druck hatte, weil sie zwei Töchter, aber keinen Sohn hatte. Der Ehemann zwang sie zum Abbruch der dritten Schwangerschaft. Wir besuchten sie regelmäßig, brachten sie zu den Vorsorgeuntersuchungen und halfen ihr, stark zu bleiben, das Kind zu behalten und zu gebären. Auch das dritte Kind war ein Mädchen. Für die Kinder gibt es ein Tageszentrum, um so den Müttern zu ermöglichen, zur Arbeit zu gehen. Das Women & Youth Empowerment Programm unterstützt die Frauen dabei, ihre Fähigkeiten zu verbessern oder zu erwerben, um ihren Lebensunterhalt zu sichern. So können die Frauen Weben, Nähen, Stricken lernen und sich ein Einkommen erwerben. Ziel ist es, die sozioökonomischen Bedingungen unterprivilegierter Frauen zu verbessern, indem ihnen wertvolle Fähigkeiten für wirtschaftliche Aktivitäten vermittelt werden und ihre finanzielle Unabhängigkeit gesichert wird.“

Ein Sprung ins kalte Wasser

Florian hilft als Jesuit Volunteer im Tageszentrum und unterrichtet dort Englisch: „Trotz einer intensiven Vorbereitung in Deutschland war in Indien Vieles neu für mich. Zum Beispiel kannte ich das System hier nicht und wusste nicht, welches Englischlevel die Kinder haben. Gleich zu Beginn habe ich eine Klasse mit 20 Schülerinnen und Schülern übernommen und den Unterricht gestaltet, ohne Tafel, ohne Projektor. Die Jugendarbeit kenne ich aus Deutschland schon. Es macht Spaß, und mit den Jugendlichen verstehe ich mich sehr gut. Durch die Globalisierung nähern wir uns alle an, und sie ticken wie Jugendliche in Europa. Die älteren Kinder können schon sehr gut Englisch. Sie bekommen hier außerdem immer eine warme Mahlzeit, manchmal die einzige am Tag. Für junge Erwachsene bietet Hayden Hall die Möglichkeit zu einer Ausbildung im Gastgewerbe. Acht Schülerinnen und Schüler sind kürzlich nach einem englischen Bewerbungsgespräch in einem 5-Sterne-Hotel aufgenommen worden. Man ist hier sehr stolz auf sie.“

Ein sicheres Umfeld für Kinder

Hayden Hall tritt in den Dialog mit Kindern, Eltern und Interessenvertreter:innen, um Probleme im Zusammenhang mit Kinderausbeutung anzugehen. Das Institut arbeitet mit der Regierung zusammen, um Kinder zu erreichen, die dringend Hilfe benötigen. Die Initiative zielt darauf ab, das Bewusstsein für Kinderrechte zu schärfen und wichtige Verbindungen zu verschiedenen staatlichen Programmen für gefährdete Kinder herzustellen.

Was zählt ist das Herz

„Es ist ein perfektes Programm für Freiwillige, weil es so vielfältig ist und sie ihre Talente dort einbringen können, wo sie gebraucht werden – und weil sie hier viel lernen können“, erzählt Schwester Chunku. „Ich hatte tolle Erfahrungen bei der Arbeit mit den Freiwilligen wie Lydia, Lara und jetzt Florian. Ich schätze sehr, wie sie sich an die indische Kultur und Traditionen anpassen. Ich liebe die Art und Weise, wie sie den Menschen um jeden Preis helfen wollen. Die Sprache spielt für sie keine Rolle, egal ob sie im Institut oder vor Ort arbeiten. Was zählt, ist das Herz, nicht der Ort, die Kultur oder die Sprache.“

Einblick in eine andere Welt

„Beide Projekte in Indien, Hayden Hall und die Gandhi Ahsram Geigenschule in Kalimpong, haben mich sehr angesprochen. Darum ist die Freude groß, dass ich nun hier in Hayden Hall mithelfen kann. Pratil, einer der Lehrer, hat mich gleich zu Beginn in einen hinduistischen Tempel mitgenommen. Dank Pratils Erklärungen konnte ich nachvollziehen, worum es bei den Ritualen geht und was passiert, und ich konnte eine Religion erleben, die so anders ist als das Christentum. Hier zu sein, als Freiwilliger, jeden Tag etwas Neues zu erleben und zu lernen, ist eine so beeindruckende Erfahrung, für die ich sehr dankbar bin.“

Zum Beitrag als pdf

Jesuit Volunteers: mitmachen oder spenden

Wer sich näher für die Arbeit der Jesuiten weltweit interessiert, findet hier alle Informationen www.jesuit-volunteers.org

Und wer Florians Arbeit in Indien unterstützen möchte, kann hier spenden: https://jesuitenweltweit.de/spende/online