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12.04.2020

Feuer, Hasen, Eier und ein neues Kleid

Das christliche Ostern hat sein Vorbild im jüdischen Pessach. Wir schmücken unsere Wohnung, kaufen neue Kleidung, backen Brote in Form von Hasen oder Lämmern und bemalen Eier. Viele Bräuche ranken sich um dieses Fest.

 Erstes Fest der Christen
 
Die jährliche Erinnerung an die Auferstehung Jesu ist das erste Fest der Christen. Dieses Fest wurde in der Folge nicht nur einmal im Jahr gefeiert, sondern man nahm es in jede Woche hinein, der Tag nach dem Sabbat wurde der neue Wochenfeiertag. Auf dem Konzil von Nizäa (325) wurde der einheitliche Termin des Osterfestes festgelegt (und damit ein „lange” währender Streit beigelegt), der erste Sonntag nach dem Frühlingsvollmond. Der einheitliche Ostertermin überdauerte alle Querelen, erst die Einführung des Gregorianischen Kalenders ließ den Termin zwischen Ost- und Westkirche auseinanderdriften.
 
Osterkerze und Osterfeuer
 
Mit dem Osterfeuer vor der Kirche beginnt die liturgische Feier der Osternacht. Die Osterkerze, die am Feuer entzündet wird, symbolisiert den auferstandenen Christus. An vielen Orten veranstalten Menschen jenseits der Liturgie an diesem Tag Osterfeuer, meist auf Bergen; Feuerräder lässt man den Berg hinab ins Tal laufen.
 
Ostereier
 
Christen verschenkten schon im ersten Jahrhundert Eier. Die christlichen Ostereier symbolisieren das neue Leben, das die – wie tot aussehende – Eierschale immer wieder durchbricht, wie Jesus Christus Tod und Grab überwand. Die christlichen Ostereier, wie sie bis heute in der Ostkirche übernommen wurden, sind in der Regel rot. In der Westkirche setzte das Bemalen von Ostereiern im 12. oder 13. Jahrhundert ein. Die Eier waren nun bunt, wurden verziert, besprenkelt, ausgekratzt, beschrieben, beklebt, bemalt, ausgeblasen und gefüllt – je nach Landschaft bzw. Land. Ausführlich beschreibt dies Manfred Becker-Huberti in seinem lesenswerten Buch „Feiern – Feste – Jahreszeiten”, das im Herder-Verlag erschienen ist
 
Der Brauch der Ostereier hat aber auch noch einen ganz praktischen Grund: Die Kirche hatte die Eier zur fleischlichen Speise erklärt, so dass während der Fastenzeit diese nicht gegessen werden durften. Das hatte zur Folge, dass sich an Ostern eine große Menge von Eiern angesammelt hatte. Damit wurden dann die an Ostern fälligen Pachten beglichen, und sie boten sich als symbolhafte Geschenke an. Heute lieben die Menschen das Osterei aus Schokolade in allen Variationen.
 
Osterhase
 
Der Osterhase in bunter Alufolie verpackt, ist der Figur des Weihnachtsmannes am Jahresende nicht unähnlich. Die Italiener bestehen darauf, dass sie den Osterhasen und das Osterei aus Schokolade erfunden haben. Der Osterhase ist das Symboltier für Ostern schlechthin; wieso, darüber gibt es zwei Theorien. Es könnte sein, dass ein gebackenes Osterlamm sich im Ofen verformt hatte und wie ein Hase aussah. Eine andere Theorie besagt, dass das städtische Bürgertum als Teil einer familiären und zugleich säkularen österlichen Festinszenierung versteckte Ostereier von den Kindern suchen ließ. Und dann taucht der Osterhase auf, der als Verstecker der Eier herhalten muss. Bei Erklärungsversuchen wird gerne auf die Fruchtbarkeit der Hasen oder ihr Verhalten während der vorösterlichen Paarungszeit verwiesen: Hasen verharren still auf einer Stelle (die dann der Ort der Eiablage sein könnte), um dann plötzlich davon zu hoppeln, so Becker-Huberti.
 
Die Verbreitung des Osterhasen haben drei Phänomene beflügelt: die Süßwarenindustrie, Kinderbücher und Postkarten. Die Entdeckung des Osterhasen bot der Süßwarenindustrie im 19. Jahrhundert neue Absatzmöglichkeiten. In Kinderbüchern begannen „vermenschte” Hasenfamilien literarisch ein Hasenleben vorzuführen, das das ganze Jahr mit der Produktion von besonders schönen Ostereiern beschäftigt war. Die Postkarten, die man sich zu Ostern schrieb, verbreiteten das Bild des meist kitschig dargestellten Osterhasen, und man grüßte Freunde und Fremde damit. Auf dem Land war der Osterhase bis zum 1. Weltkrieg übrigens völlig unbekannt, hier sahen selbst Kinder
das Tier sehr viel realistischer.
 
Osterlachen
 
Einen besonderen Brauch hat die Kirche leider abgeschafft, das Osterlachen. Das Mittelalter verdeutlichte die Ereignisse des Kirchenjahres symbolhaft und scheute sich auch nicht, dies durch Spiel und Vortrag an heiligen Orten zu tun. Um die Menschen zur „Osterfreude” zu animieren, würzten die Prediger ihre Festansprachen mit Scherzen und plötzlichen Witzen, um die Gläubigen nach der trüben Fastenzeit die Osterfreude leibhaftig erleben zu lassen. Wegen „klamaukhafter Auswüchse” wurde das Ostergelächter im 17. Jahrhundert verboten. Dennoch hat es bis ins 19. Jahrhundert überdauert, als „Ostermärchen”, da nach Ansicht der Menschen Fröhlichkeit und gute Laune ihnen die Auferstehung näher brachte als das ernst-fromme Wort. Die Auferstehung Christi, erklärt der Tübinger Theologe Karl-Josef Kuschel, lässt sich als „Ausdruck von Gottes Gelächter über den Tod” verstehen. Liturgie und Lachen müssten sich keineswegs ausschließen.
 
Ostertanz
 
Eine ganz andere Art, Osterfreude auszudrücken, wurde z.B. in Frankreich geübt. Am Ostersonntag wurde in französischen Kathedralen ein Labyrinth, das Symbol des „gefahrvollen Weges”, von Klerikern singend und Ball spielend durchtanzt. Als das Ballspiel Überhand nahm und die Liturgie in den Hintergrund trat, verboten die Bischöfe diese Art der Osterfröhlichkeit.
 
Christ ist erstanden!
 
Eiersegen, Ostereier, Osterfeuer, Osterwasser, Osterhase, Felderweihe, Ostersingen, Eiertitschen und mehr – Osterbräuche und –riten gibt es viele. Sie sind der Ausdruck der Freude über das Ereignis: Christ ist erstanden!


Autorin: Ute Mangold, in pfarrbriefservice.de