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Unser neues Patrozinium: Edith Stein.

Unsere neue Patronin heißt Edith Stein

 

Liebe Mitglieder der vier Kirchorte im Pfarrverband Langwasser,

 

Sie haben es in den letzten Monaten mitbekommen: Für die neue gemeinsame Pfarrei in Langwasser brauchen wir ein neues Patrozinium – wobei die Kirchen und Kirchorte ihre derzeitigen Patrozinien behalten. Im vergangenen Jahr haben wir viele Vorschläge dafür gesammelt. Aus dem Pfarrgemeinderat wurde ein Sachausschuss mit Vertretern aller vier Kirchorte gebildet, der sich mit diesem Thema beschäftigte. Die Vorschläge wurden sortiert, vorgestellt und wieder sortiert und der Austausch mit allen Gremien und mit den Gottesdienstbesuchern gesucht.

Nun hat sich der Pfarrgemeinderat getroffen, um nochmals über die Vorschläge zu beraten. Es wurden dabei verschiedene Aspekte berücksichtigt, selbstverständlich auch das Ergebnis der Abstimmung unter den Gottesdienstbesuchern. Und so hat der Pfarrgemeinderat am Samstag, 22. Januar 2022 mehrheitlich für Edith Stein als Patronin der neuen Pfarrei gestimmt. Dieses Ergebnis entsprach auch dem Votum der Gottesdienstbesucher.

 

Warum hat der Pfarrgemeinderat sich für diese Heilige als Patronin für Langwasser entschieden?

Edith Stein war eine Suchende und fand in Jesus Christus ihr Ziel und ihre Wahrheit. Sie hat viel über große christliche Vorbilder wie Theresa von Avila und Thomas von Aquin geforscht und veröffentlicht. Konsequent lebte sie ihr Erfülltsein durch Christus. Die Suche nach Gott ist ein Grundthema jedes Christen – und aus der Spiritualität Edith Steins können wir hier viel darüber lernen.

Als Patronin Europas steht Edith Stein für ein gutes Zusammenleben verschiedener Völker auf unserem Kontinent. In Langwasser mit Menschen aus so vielen Ländern ist das ein wichtiger Akzent.

Als Jüdin war Edith Stein die Versöhnung zwischen Christentum und Judentum, auf dem das Christentum aufsetzt, ein Anliegen. Mutig setzte sie sich in ihrer Zeit dafür ein. Langwasser ist in seiner Geschichte geprägt durch den Nationalsozialismus und eine Patronin, die dieser Ideologie entgegensteht, passt sehr gut hierher.

Edith Stein war in den 20er und 30er Jahren in Deutschland eine Professorenstelle verwehrt, nur, weil sie eine Frau war. Später verfasste sie Schriften und hielt Vorträge zur Stellung der Frau: „Keine Frau ist ja nur Frau“. Auch in der Kirche sind Frauen in ihren Möglichkeiten immer noch beschränkt. Edith Stein kann uns als Patronin immer wieder daran erinnern, wie wertvoll die Gleichwertigkeit der Geschlechter ist.  

Lernen wir von Edith Stein und gehen mit ihr in die Zukunft unserer neuen Pfarrei!

 

Vielen Dank für Ihr Interesse!

Ihr Pfarrgemeinderat des Pfarrverbands Nürnberg-Langwasser

Leben und Wirken der Edith Stein

Ordensname: Teresia Benedicta a Cruce / Theresia Benedikta vom Kreuz

Edith Stein wurde 1891 als Kind jüdischer Eltern in Breslau, heute Wrocław in Polen geboren. Sie war die Jüngste von sieben Geschwistern und verlor ihren Vater, als sie noch keine zwei Jahre alt war. Ihre Mutter hielt sich bei der Erziehung streng an das jüdische Gesetz.

Edith wollte mit vierzehn Jahren nicht mehr zur Schule gehen, obwohl sie hoch begabt war. Ihre Mutter schickte sie für eine Weile nach Hamburg zu ihrer Schwester. Über diese Zeit schrieb Edith später: „Es war die Zeit, in der ich meinen Kinderglauben verlor und anfing, mich als selbständiger Mensch aller Leitung durch Mutter und Geschwister zu entziehen. … (In Hamburg) habe ich mir das Beten ganz bewusst und aus freiem Entschluss abgewöhnt.“ Edith suchte unerbittlich nach der Wahrheit, nicht ahnend, dass sie damit den suchte, der die Wahrheit ist.

Nach dem Abitur begann sie das Studium der Psychologie, Philosophie, Germanistik und Geschichte, zunächst in Breslau; dann in Göttingen. Dort lehrte der berühmte Philosoph Edmund Husserl. Sie folgte ihm nach Freiburg. 1917 promovierte sie zum Doktor der Philosophie und wurde Husserls Assistentin.

Damals hatte sie eine Begegnung, die tiefe Spuren in ihr hinterließ. Eine Freundin bat sie, den philosophischen Nachlass ihres gefallenen Mannes zu ordnen. Edith Stein war gern dazu bereit, doch fürchtete sie sich vor der Begegnung mit der jungen Witwe. Was für ein Wort des Trostes sollte sie ihr sagen? Doch es kam ganz anders. Sie fand keine gebrochene, verzweifelte Frau vor, sondern eine, die sich am Kreuz Christi festhielt und sich beim Kreuz Kraft holte. Diese Erfahrung traf Edith Stein im Innersten. Sie sagte später: „Es war dies meine erste Begegnung mit dem Kreuz und der göttlichen Kraft, die es seinen Trägern mitteilt. … Es war der Augenblick, in dem mein Unglaube zusammenbrach, … und Christus aufstrahlte: Christus im Geheimnis des Kreuzes.“

Im August 1921 war Edith Stein zu Gast bei ihrer Freundin Hedwig Conrad-Martius. Diese erlaubte Edith, aus ihrem Bücherschrank Lektüre zu wählen. Edith Stein erzählte später: „Ich griff hinein aufs Geratewohl und holte ein umfangreiches Buch hervor. Es trug den Titel: 'Leben der heiligen Teresa von Avila', von ihr selbst geschrieben. Ich begann zu lesen, war sofort gefangen und hörte nicht mehr auf bis zum Ende. Als ich das Buch schloss, sagte ich mir: ,Das ist die Wahrheit'.“ Es war schon Morgen geworden und die Sonne ging auf. In ihrem Inneren aber war das Licht der Gnade und der Liebe Gottes aufgegangen. Edith Stein hatte die Wahrheit gesucht und Gott gefunden.

Später schreibt sie im Rückblick auf die langen Jahre des Suchens: „Meine Suche nach der Wahrheit war ein einziges Gebet. Ein Wort des Trostes für alle, die sich mit dem Glauben schwer tun.“

Die Entscheidung war gefallen. Am Neujahrstag 1922 wurde sie getauft. Sie wählte als Taufnamen Teresia Hedwig. Eigentlich wollte sie nach der Taufe sofort in den Karmel eintreten. Aber der weise Domkapitular von Speyer gab ihr den Rat, zuerst in der katholischen Kirche heimisch zu werden. Er vermittelte ihr eine Stelle am Lehrerinnenseminar in Speyer, das von Dominikanerinnen geleitet wurde. Sie war eine glänzende Lehrerin; ebenso war sie im ganzen deutschsprachigen Raum eine gesuchte Rednerin. Die Stellung der Frau in Kirche und Gesellschaft bildete einen Schwerpunkt ihrer Arbeit. Sie wäre gerne Professorin an der Universität geworden, wurde aber mehrmals zurückgewiesen, weil sie eine Frau war.

1931 verließ sie Speyer und begann als Dozentin in Münster ihre Tätigkeit. Um durch ihre jüdische Abstammung das dortige Institut nicht zu gefährden, gab sie kurz nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten im Frühjahr 1933 ihre Lehrtätigkeit wieder auf. Die Zeit war reif geworden, ihren Entschluss zu verwirklichen: Edith Stein trat in den Karmel in Köln ein. Ein halbes Jahr später empfing sie das Ordenskleid und erhielt den Namen Teresia Benedicta a Cruce - Teresia vom Kreuz gesegnet.

Der Judenhass der Nationalsozialisten steigerte sich von Tag zu Tag. Edith Stein war sich im Klaren darüber, dass ihre Anwesenheit das Kölner Kloster gefährdete. Sie war von tiefem Schmerz erfüllt. Erst als Christin war ihr die Bedeutung des jüdischen Volkes in der Heilsgeschichte aufgegangen. Sie nannte die Juden „mein Volk“.

In der Silvesternacht floh sie über die holländische Grenze in den Karmel nach Echt. Dann wurde Holland von den Deutschen besetzt. Am 26. Juli 1942 ließen die holländischen Bischöfe einen Hirtenbrief verlesen, in dem sie gegen die Judenverfolgung protestierten. Die nationalsozialistischen Machthaber nahmen furchtbare Rache und verhafteten alle katholischen Juden, um sie nach dem Osten zu deportieren. Bereits am 2. August erschienen zwei SS-Offiziere und holten Edith Stein und ihre Schwester Rosa, die bei ihr im Kloster war, ab.

Ein Augenzeuge berichtete aus dem Sammellager: „Unter den Gefangenen fiel Schwester Benedicta auf durch ihre große Ruhe und Gelassenheit. … Sie ging unter den Frauen umher, tröstend, helfend, beruhigend wie ein Engel.“ In einem kleinen Brief vom 6. August steht der Einschub: „konnte bisher herrlich beten“. Die innige Verbundenheit mit dem Herrn gab ihr auch im Angesicht des Todes einen tiefen Frieden. Sie ging als gläubige Christin in innerer Solidarität den Weg ihres Volkes mit.

Am 9. August kam der Zug mit den Gefangenen in Auschwitz an. Sie wurden sofort in die Gaskammer geführt und ermordet.

1999 wurde sie von Papst Johannes Paul II. zusammen mit Birgitta von Schweden und Katharina von Siena zur Schutzheiligen Europas erklärt.

Gedenktag: 9. August

 

Argumente für dieses Patrozinium für Langwasser:

  • Seit ihrer Kindheit, in der ihre Mutter als Witwe sehr erfolgreich einen Holzhandel führte, wusste Edith Stein um die Gleichwertigkeit von Mann und Frau. Ihr war in den 20er und 30er Jahren in Deutschland die Professorenstelle verwehrt, nur, weil sie eine Frau war. Später verfasste sie viele Schriften und hielt Vorträge zur Stellung der Frau: „Keine Frau ist ja nur Frau“.
    Auch in der Kirche sind Frauen in ihren Möglichkeiten immer noch stark beschränkt. Eine Heilige, die als Patronin immer wieder daran erinnert, wie wertvoll die Gleichwertigkeit der Geschlechter ist, ist gut in der heutigen Zeit.

  • Als Patronin Europas steht Edith Stein für ein gutes Zusammenleben verschiedener Völker auf unserem Kontinent. In Langwasser mit Menschen aus so vielen Ländern ist das ein wichtiger Akzent.

  • Als Jüdin war Edith Stein die Versöhnung zwischen Christentum und Judentum, aus dem das Christentum aufsetzt, ein Anliegen. Auch heute flackert immer noch Antisemitismus auf. Eine Patronin Edith Stein setzt ein starkes Zeichen dagegen.

  • Langwasser ist in seiner Geschichte geprägt durch den Nationalsozialismus. Eine Patronin für unseren Ortsteil, die durch diese fatale Ideologie ihr Leben verlor, kann immer wieder bezeugen, wie falsch diese war. Edith Stein verlor ihr Leben in Solidarität mit ihrem Volk – aber ihr Weg endete nicht in der Gaskammer von Auschwitz, sondern in der Auferstehung mit Christus.

  • Edith Stein war einen Großteil ihres Lebens eine Suchende und fand in Jesus Christus ihr Ziel und ihre Wahrheit. Hierin kann sie uns in Langwasser immer wieder Vorbild sein, sich nicht abbringen zu lassen auf dem Weg zur Wahrheit, zum Leben, zu Gott.

Quellnachweis

Alle Informationen und Zitate stammen, wenn nicht anders gekennzeichnet, aus dem Ökumenischen Heiligenlexikon.