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16.07.2022

Wofür brauchen wir nochmal die Zehn Gebote?

Bis heute haben die Zehn Gebote ihre Bedeutung nicht verloren. Im Gegenteil. Sie sind in unserer Gesellschaft die Basis für ein funktionierendes Miteinander. Wie sagte Philosoph Albert Schweitzer (1875 bis 1965) einst: „Es gibt auf der Welt 30 Millionen Gesetze, um die zehn Gebote durchzuführen.“

Befreiung von krank machenden Lebensinhalten
Das erste Gebot besagt, dass wir neben Gott keine anderen Götter haben sollen. Wenn wir uns daran halten und Gott zu unserer „Mitte“ machen, ist dort kein Platz für andere „Götzen“ wie das krankhafte Streben nach Leistung, Macht oder Gier. Nach Lebensinhalten also, die uns dauerhaft schaden können.

Mehr Eigenverantwortung
Das zweite Gebot weist uns an, den Namen Gottes nicht zu missbrauchen. Das bedeutet zum Beispiel, dass wir keine Kriege in Gottes Namen führen sollen. Es bedeutet aber auch, dass wir Gott nicht für etwas verantwortlich machen sollen, was wir selbst verschuldet haben. Das Gebot hilft uns dabei, unser Handeln zu überdenken.

Ausgeglichene Work-Life-Balance
Kaum Ruhepausen, keine Balance mehr, fehlende Erholung: Immer mehr Menschen landen in der Stress-Falle. Deshalb sollen wir uns am Sonntag Ruhe gönnen und entspannen (siehe drittes Gebot) – und nicht unser Leben total durchplanen und „ökonomisieren“, also zum Beispiel Geschäfte an Sonn- und Feiertagen öffnen.

Wertschätzung der Familie
Wir sollen Vater und Mutter ehren (siehe viertes Gebot). Und zwar vor allem dann, wenn unsere Eltern alt und schwach sind, wenn sie also keine Leistungsträger mehr sind. Das ist in unserer Gesellschaft, in der wir sehr auf Leistung fokussiert sind, nicht immer einfach. Gott erinnert uns daran, dass der Wert des Menschen nicht von seiner Arbeitsleistung oder seinem Verdienst abhängt.

Mehr Mitmenschlichkeit
Das fünfte Gebot „Du sollst nicht töten“ bedeutet auch, dass man niemanden sozial isolieren darf. Gerade in der Schule, aber auch im Berufsleben gibt es heutzutage immer mehr Opfer von Mobbing oder Cyber-Mobbing (Bloßstellen von Menschen im Internet). Lügen über andere zu verbreiten, verletzt unsere Mitmenschen. Und es führt dazu, dass wir das Vertrauen in andere verlieren. Auch das achte Gebot „Du sollst nicht lügen“ erinnert uns daran, mitmenschlich zu handeln. Anderen, aber auch uns selbst zuliebe.

Beziehungen sind wertvoll
Gott möchte, dass wir unserem Nächsten mit Respekt begegnen. Dazu gehört auch, dass wir unseren Partner nicht betrügen (siehe sechstes Gebot) und Beziehungen als etwas Wertvolles ansehen. Wenn wir uns daran halten, können wir uns sicher und geborgen fühlen. Auch das siebte Gebot („Du sollst nicht stehlen“) stärkt unser Miteinander. Gemeinschaft funktioniert nur dann, wenn der Einzelne ehrlich ist – zum Beispiel beim Ausfüllen der Steuererklärung.

Dankbarkeit und Demut
Die hübschere Frau, das größere Auto, der schönere Garten: Bestimmt war jeder von uns schon mal neidisch. Gott weist uns allerdings dazu an, nicht das zu begehren, was der andere hat (siehe Gebot neun und zehn). Wenn wir mit dem auskommen können, was wir schon haben, und nicht immer nach links und rechts schielen, geht es uns besser. Wir haben dann mehr Zeit und Energie, um auf das zu achten, was uns erfüllt und dauerhaft glücklich macht.


Autorin: Kathrin Brüggemann, BENE – Magazin des Bistums Essen, In: Pfarrbriefservice.de