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20.01.2020

Katholisch in Langwasser – Teil 2

So, ich merke, Teil 2 von „Katholisch in Langwasser“ gestaltet sich schon schwieriger als Teil 1. Es ist viel einfacher, die Vergangenheit zu erzählen, als die Gegenwart zu beschreiben oder gar Visionen für die Zukunft zu entwickeln.

Aber „Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen“ sagte schon Helmut Schmidt. Soweit bin ich offensichtlich noch lange nicht.

Ich weiß nicht, wann Sie im Alltag Zeit zum Denken haben. Ich denke immer auf dem Weg in die Arbeit, wenn ich etwa 25 Minuten auf dem Rad sitze. Und am Heimweg kann ich auch nochmal denken. Säße ich auf dem Sofa und würde dort versuchen, 25 Minuten am Stück nur zu denken, wäre das nicht so einfach. Aber am Rad geht es. Da schlafe ich nämlich nicht ein. So denke ich auf dem Rad tatsächlich ab und zu darüber nach, wie man heute in Langwasser katholisch ist.

Erst einmal fühlt es sich reduziert an, zumindest wenn man die Zahlen betrachtet. Gerade erst hörten wir zum Jahreswechsel die Zahlen des Jahres 2019 und bei der Summe der Beerdigungen in St. Maximilian Kolbe zuckte doch manch einer zusammen. Jedenfalls steigt diese Zahl im Gegensatz zu Taufen, Erstkommunionen, Firmungen und Eheschließungen noch an. Das tut sonst nur noch die Kurve der Kirchenaustritte. Am Lebensende landet der Mensch also doch oftmals wieder nicht nur im Schoß der Erde, sondern auch in dem der Kirche. Aber was passiert davor?

Es findet offensichtlich eine Verschiebung statt. Ich erlaube mir noch einmal einen Blick zurück: Einstmals erregten in den Weihnachtsgottesdiensten die sogenannten Feiertagskirchgänger die Gemüter der treuen Gläubigen, weil sie nicht wussten, wann man im Gottesdienst saß, stand oder kniete und die Antworten nicht mitbeten konnten. Im Unterschied zu den regelmäßigen Besuchern besetzten die Gäste auch noch die immer freien ersten Reihen, dadurch konnten sie genau beobachtet werden. Diese „Weihnachtschristen“ erscheinen heute zum größten Teil nicht mehr! Sie bleiben zuhause. An ihre Stelle sind nun frühere regelmäßige Kirchgänger getreten. Sie kommen nicht mehr, wie noch vor ein paar Jahren, jeden Sonntag, sondern jetzt eben nur noch an den Feiertagen. Sie kennen die Abläufe gut und so entsteht eine homogene Festtagsgemeinde, die ein wohliges Gefühl schafft. Was würden wir uns heute über die Kirchenfernen freuen!

Ich frage mich immer wieder, ob „katholisch sein“ gleichzusetzen ist mit „sonntags in die Kirche gehen“. Natürlich nicht! Aber es ist ein Teil davon. Jede Gemeinschaft lebt von der Begegnung ihrer Mitglieder, vom Austausch untereinander, sie lebt davon, miteinander dieselben Interessen zu verfolgen und zu pflegen, Freude miteinander zu haben. Ob es ein Sportverein ist, eine Partei, ein Stammtisch – alle, die dabei sind, haben dieselben Interessen und Ziele. Das verbindet sie und wenn die Überzeugungen verflachen, wenn die Leidenschaft nachlässt, die Mitglieder nur noch sporadisch nach Lust und Laune an den Treffen teilnehmen, dann geht’s bergab. Die Schafkopfrunde fordert mindestens vier Spieler, zwei oder drei reichen nicht, dachte ich, aber drei reichen doch - wurde mir gesagt, für den sogenannten „Kurzen“, Notlösung halt.

Es geht also um Pflege der Gemeinsamkeiten und der Gemeinschaft, in unserem Fall um die Pflege des Glaubens, jedes eigenen und persönlichen, aber auch um das Feiern des Glaubens in der Gemeinschaft und um eine gemeinsame Ausrichtung. Wenn alle ihren je eigenen Gott im Wald suchen und nur dort um sich selbst kreisen, wird es keine Gemeinschaft geben. Geht auch, hat aber weder etwas mit Kirche noch mit „Katholisch sein“ zu tun.

Kein einfaches Thema… Aber „Feiern des Glaubens“ ist ein schönes Stichwort - daran können wir Katholische bzw. alle Christinnen und Christen in Langwasser noch arbeiten. Da gibt es Luft nach oben!


 

Autorin

Martina Baum, 57 Jahre alt, verheiratet, 3 erwachsene Kinder und Schwiegerkinder, 5 Enkel.
Hobbys: Musik, Lesen, Radeln
Ehrenamtlich tätig im Kirchortsrat St. Maximilian Kolbe, Liturgieausschuss, Projektchöre für Kinder und Erwachsene u.a.m.